Willkommen im Leben

Ich als Personalentwicklerin habe schon vieles über Kommunikation, Sprache und Unterschiede in der Kommunikation bei Mann und Frau gelesen, gehört und selbst erlebt. Im Privaten wie auch im Beruflichen.Es gibt jede Menge Ratgeber, Trainings etc. Es ist ein vielschichtiges Gebiet, vielleicht eines, bei der es immer weiteres zu Forschen gibt. Denn so wie sich das Leben verändert, die Gegebenheiten sich ändern, die Technik sich ändert, die Kommunikationsmittel sich entwickeln, so verändert sich auch die Kommunikation. Interessant wäre zu wissen, in welchem Verhältnis sich die Kommunikation zu den sich ändernden Gegebenheiten verändert. Verändert sie sich gleich schnell? Passen wir unsere Kommunikation automatisch an? Oder brauchen wir hierzu eine Weile? Oder muss sich erst unsere Kommunikation verändern, damit wir etwas an den äußeren Umständen ändern können? Diese Frage stelle ich mir sowohl privat als auch beruflich. Ich persönlich bin beruflich schon deutlich weiter als privat. Während ich privat noch zähe energieraubende, auf emotionalen Befindlichkeiten beruhende kommunikative Endlosschleifen drehe, würde ich dies im Berufsleben nicht mehr zu lassen. Ich würde mich nie mehr so verstricken, auspowern, wie ich es privat manchmal mache. Im Berufsleben kommuniziere ich klar, präzise, nachdrücklich und ohne große Wiederholungen. Hier weiß ich, was ich kann und was ich nicht kann. Begebe mich wenn möglich wenig auf unsicheres Terrain. Für mich kommuniziere und verhalte ich mich im Büro, in Meetings etc. teilweise fast arrogant. In Projekten gebe ich Zeiten vor, sage an, wie was zu Laufen hat, fordere Arbeiten ein, nenne die Strategie etc. Wenn ich merke, dass etwas nicht passt, spreche ich dies an. Ich führe kritische und zum Teil kniffelige Diskussionen. Mit Erfolg. Und meine Gesprächspartner und Projektmitarbeiter sind fast nur Männer. Wenn ich mein Verhalten und meine Art zu Kommunizieren im Büro mit meiner Erziehung vergleiche und auch damit wie ich oft mit Partnern in der Vergangenheit kommuniziert habe, so sind da deutliche Unterschiede. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht noch erfolgreicher im Berufsleben geworden wäre, wenn meine Eltern mir eine andere Art der Kommunikation erlaubt hätten. Eine deutlichere, lautere, selbstbewusstere. Ja, so wie es Männern auch schon in ihrer Kindheit zugestanden wird. Diese sind ja meine Sparringspartner heutzutage im Berufsleben. Und bisher hat sich noch keiner beschwert, hat noch keiner meine Bedenken bzgl. Arroganz etc.bestätigt. Denn...die Herren kommunizieren genau so. Da macht sich keiner groß Gedanken darüber, ob er zu laut, zu nachdrücklich, zu arrogant wäre. Ich möchte nicht sagen, sie nehmen sich, was sie kriegen können, aber...im Prinzip ist es so. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wer leise ist, wird übersehen, übergangen, runter gedrückt. D.h. wenn wir Karriere machen wollen, auf Positionen kommen wollen, auf denen noch immer zum größten Teil Männer sitzen, müssen wir unsere Kommunikation verändern. Müssen von unserer "weiblichen" Kommunikation, die eher ruhig, zurückhaltend, weich ist, ein Stück loslassen und ein Stück der männlichen Kommunikation ergreifen. Ich kann nur sagen, es tut mir richtig gut. Und es hat Erfolg. Mein Ziel für 2013 ist es, dies auch verstärkt im Privaten zu tun, mich hier nicht wieder von Emotionalitäten von meinem Weg und einer eigentlich starken Persönlichkeit und klaren Worte abbringen lassen.